Geplantes Bahnbetriebswerk auf dem Massengrab von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern

Wir dokumentieren
Geplantes Bahnbetriebswerk in Bremen-Oslebshausen auf dem Massengrab von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern
Presseinformation 18. Februar 2021
Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu
Bremer Friedensforum

Bremen. Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und damit der Auftakt zu einem der schlimmsten Verbrechen der Menschheit jährt sich am 22. Juni zum achtzigsten Mal. Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen steht im Fokus des bis in den April laufenden Bremer Programms zum 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Gewaltherrschaft.

Vor diesem Hintergrund wurden Hinweise recherchiert, wonach die sterblichen Überreste von mindestens 116 NS-Opfern, die auf dem sogenannten “Russen-Friedhof” in Bremen-Oslebshausen bestattet und verscharrt wurden, bis heute nicht vollständig exhumiert und umgebettet worden sind.

Dieter Winge von der “Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu” und Ekkehard Lentz vom “Bremer Friedensforum” bezeichnen das Massengrab für sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen als “vergessenes Relikt der Nazi-Verbrechen in Oslebshausen”. Auf dieser Fläche an der Reitbrake plant Bremen zusammen mit Unternehmen wie Siemens und Alstom-Bombardier ein Bahnbetriebswerk mit Abstellanlage zu errichten. “Unsere Recherchen haben ergeben, dass ein wesentlicher Teil dieser Fläche zum ehemaligen sogenannten „Russen-Friedhof“ gehörte”, so Winge und Lentz. Beide sprechen von “einem historisch vorbelasteten Boden in Bremen”. Die geplante Bahnwerkstatt an diesem Platz müsse aus einem neuen Blickwinkel gesehen werden.

Zwischen 1948 und 1950 wurden ca. 600 Leichen exhumiert und auf den Osterholzer Friedhof umgebettet. Winge und Lentz fragen: “Wo sind die sterblichen Überreste von über einhundert sowjetischen Kriegsgefangenen geblieben?” Beide gehen davon aus, dass die sterblichen Überreste weiterhin am Ort ihrer Bestattung – auf der Fläche Reitbrake – verblieben sind.

Diese Erkenntnisse wurden inzwischen auch der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau und der Bremer Landesarchäologin mitgeteilt.