Jahrhundertelang unterdrückt
1. Das ZK der Kommunistischen Partei Russlands (KPR) hat die Frage der Beziehungen zum werktätigen Volk der Ukraine, das sich von der zeitweiligen Okkupation durch die Denikinbanden (Anton Iwanowitsch Denikin, 1872–1947, zaristischer General und nach 1917 Anführer konterrevolutionärer Kosaken, jW) befreit, beraten. Es hält strikt an dem Prinzip der Selbstbestimmung der Nationen fest und erachtet es für notwendig, nochmals zu bekräftigen, dass die KPR unabänderlich auf dem Standpunkt der Anerkennung der Selbständigkeit der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (USSR) steht.
2. Die KPR setzt voraus, dass die Notwendigkeit eines engen Bündnisses aller Sowjetrepubliken in ihrem Kampf gegen die drohenden Kräfte des Weltimperialismus von jedem Kommunisten und von jedem klassenbewussten Arbeiter als unbestreitbar anerkannt wird, und vertritt den Standpunkt, dass die Formen dieses Bündnisses endgültig von den ukrainischen Arbeitern und werktätigen Bauern selbst bestimmt werden.
3. In Anbetracht dessen, dass die ukrainische Kultur (Sprache, Schule usw.) jahrhundertelang durch den russischen Zarismus und die Ausbeuterklassen unterdrückt wurde, macht es das ZK der KPR allen Parteimitgliedern zur Pflicht, mit allen Mitteln an der Beseitigung jeglicher Hindernisse für eine freie Entwicklung der ukrainischen Sprache und Kultur mitzuwirken. Da infolge der jahrhundertelangen Unterdrückung bei dem rückständigen Teil der ukrainischen Bevölkerung nationalistische Tendenzen zu verzeichnen sind, haben die Mitglieder der KPR die Pflicht, diesen mit größter Behutsamkeit zu begegnen und ihnen eine kameradschaftliche Aufklärung darüber entgegenzusetzen, dass die werktätigen Massen der Ukraine und Russlands die gleichen Interessen haben. Die Mitglieder der KPR in der Ukraine müssen das Recht der werktätigen Massen, in ihrer Muttersprache zu lernen und sich in allen Sowjetinstitutionen dieser Sprache zu bedienen, praktisch verwirklichen und allen Russifizierungsversuchen, allen Versuchen, die ukrainische Sprache in den Hintergrund zu drängen, entgegenwirken, indem sie diese Sprache zu einer Waffe der kommunistischen Aufklärung unter den werktätigen Massen machen. (…)
4. Es ist notwendig, eine enge Verbindung der Sowjetinstitutionen zu der ansässigen bäuerlichen Bevölkerung des Landes zu gewährleisten; daher muss es zur Regel werden, dass schon in der ersten Zeit, gleich bei der Bildung von Revolutionskomitees und Sowjets, die werktätige Bauernschaft über eine Mehrheit in ihnen verfügt, wobei der armen Bauernschaft der entscheidende Einfluss zu sichern ist.
5. In Anbetracht dessen, dass in der Ukraine mehr noch als in Russland der überwiegende Teil der Bevölkerung aus Bauern besteht, ist es die Aufgabe der Sowjetmacht in der Ukraine, das Vertrauen nicht nur der armen Bauern, sondern auch breiter Schichten der Mittelbauernschaft zu gewinnen, die durch ihre ureigensten Interessen aufs engste mit der Sowjetmacht verbunden ist. (…)
Die nächste Aufgabe der Ernährungspolitik in der Ukraine muss es sein, Getreideüberschüsse nur in dem streng begrenzten Umfang zu erfassen, dessen es zur Versorgung der ukrainischen Dorfarmut, der Arbeiter und der Roten Armee bedarf. Bei der Erfassung der Überschüsse muss den Interessen der Mittelbauern besondere Beachtung geschenkt werden. (…)
Zu demselben Zweck, nämlich um eine echte Macht der Werktätigen zu errichten, müssen unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass die Sowjetinstitutionen von Elementen des ukrainischen städtischen Kleinbürgertums überschwemmt werden, die den Lebensbedingungen der breiten Bauernmassen fremd gegenüberstehen und die sich nicht selten mit dem Namen eines Kommunisten tarnen. (…)
6. Ebenso müssen bei der Durchführung der Bodenpolitik die Interessen der Bodenwirtschaft der armen und mittleren Bauernschaft besonders beachtet werden.
Die Aufgabe der Bodenpolitik in der Ukraine muss sein:
1. Vollständige Liquidierung des von Denikin wiederhergestellten Grundbesitzes und Übergabe der Gutsbesitzerländereien an die landlosen und landarmen Bauern.
2. Sowjetwirtschaften sind nur in streng begrenzter Anzahl und in beschränktem Umfang zu schaffen, wobei in jedem Fall die Interessen der umwohnenden Bauern aufs genaueste berücksichtigt werden müssen.
3. In bezug auf den Zusammenschluss der Bauern zu Kommunen, Artels und dergleichen ist strikt die Politik der Partei einzuhalten, die keinerlei Zwang hierbei duldet, die Sache ausschließlich dem freien Entschluss der Bauern selbst überlässt und alle Versuche, in diese Angelegenheit Elemente des Zwangs hineinzutragen, streng bestraft. (…)