Internationaler Frauentag 2020 | Bremen
Zum 100. Todestag der “Genossin Inèssa”
Veranstaltung mit Politik, Kultur und Klönschnack
Wie bereits seit sehr vielen Jahren in Folge führten die Bremer Kommunistinnen und Kommunisten auch am vergangenen Sonntag, dem 8. März 2020 eine Veranstaltung zum Internationalen Frauentag durch.
Mit knapp über 70 Personen war der große Saal im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen in Bremen-Gröpelingen bis auf den letzten Platz gefüllt, aber mit etwas Zusammenrücken konnten alle Teilnehmer einen Platz ergattern. Sie erlebten ein abwechslungsreiches Programm: Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der stellvertretende Bezirksvorsitzende Nils Padberg die Veranstaltungsbesucher_innen, und wies noch einmal besonders auf den betrieblichen Kampf der Frauen um Arbeitszeitverkürzung, gleichen Lohn und gleiche Rechte hin, gleichzeitig betonte er aber, dass die Berufsarbeit zwar eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Gleichberechtigung der Frau ist, sie aber nicht die Gleichberechtigung sei, dazu gehöre mehr.
Weiter ging es mit zwei musikalischen Beiträgen von Michael Henk und Aline Barthélémy. Henk coverte das FJDegenhardt-Lied “Natascha Speckenbach” und stellte damit den betrieblichen, gewerkschaftlichen und parteilichen Kampf der Frauen in den Mittelpunkt, während der Song von Barthélémy die Seiten der Solidarität und der Liebe betonte.
Den zentralen Programmpunkt der DKP-Veranstaltung zum Internationalen Frauentag “Zum 100. Todestag der “Genossin Inèssa” gestaltete Barbara Heller, unterstützt von Martin Schmidt und Christine. Heller skizzierte das bewegte Leben der französisch-russischen Kommunistin Inès Armand. Sie war Kommunistin auf Seiten der Bolschewiki und Feministin, die den größten Teil ihres Lebens in Russland verbrachte.
Armand nahm in der vorrevolutionären russischen kommunistischen Bewegung eine wichtige Rolle ein. So arbeitete sie zum Beispiel von Mai bis August 1911 in Longjumeau, etwa 15 km von Paris, in der Parteischule. Während dieser Zeit lebten und arbeiteten Lenin, seine Ehefrau Nadia Krupskaja, seine Schwiegermutter, Armand mit ihrem Sohn Andrei und einige Schüler dort.
Bei dieser Arbeit lernte Lenin Armand schätzen und lieben. Manchmal trafen sie sich in den Cafés an der porte d’Orléans, wo sich auch Lenins Sympathisanten einfanden. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Affäre, die mehrere Jahre andauerte. Lenin besorgte ihr u.a. eine Einladung für den Internationalen Sozialistenkongress, der im August/September des Jahres in Kopenhagen stattfand. Dort lernte sie unter anderem Karl Kautsky, Victor Adler, Jean Jaurès, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und Julius Martow persönlich kennen.
Im Alter von 46 Jahren starb Inès Elisabeth Armand am 24. September 1920 in Naltschik. Am 11. Oktober wurde ihr Leichnam auf einem von zwei weißen Pferden gezogenen Wagen vom Moskauer Bahnhof Kazan bis ins Stadtzentrum gebracht. Lenin folgte dem Leichenwagen. Auf seine Veranlassung hin hatte Nadia Krupskaja für die Prawda einen Nachruf verfasst. Am 12. Oktober 1920 wurde Inès Armand in einem Gemeinschaftsgrab der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie zwischen dem Journalisten John Reed und dem Kinderarzt Iwan Russakow.
Nach diesem sehr inhaltsreichen Vortrag über die Genossin Inèssa trug die Bremer Sängerin Aline Barthélémy engagiert ihre internationalen Frauenlieder vor, die die Zuhörer_innen in ihren Bann nahmen.
Neben den inhaltlichen und kulturellen Beiträgen stand natürlich auch der gemütliche Klönschnack hoch im Kurs, bei dem mehr oder weniger intensiv über die allgemeine politische Situation, die Politik der DKP sowie privates diskutiert und gesprochen wurde.
Nach knapp zweieinhalb erlebnisreichen Stunden wurde die Veranstaltung offiziell beendet, und die Veranstalter_innen zogen anschließend, vor allem auch aufgrund der sehr zahlreichen Besucher_innen, von denen nicht alle der DKP angehören, ein sehr positives Fazit.
Katrin Alapas, Bremen
– Hier können Sie die Bremer Einladung zum Internationalen Frauentag 2020 lesen