Bremen: Falsche Brustkrebs-Befunde
„Eine falsche Behandlung zu erhalten, und zum Teil sogar die Folgen von Chemotherapien zu ertragen – obwohl sie nicht nötig wären – ist kaum vorstellbar und führt zu einem enormen Vertrauensverlust in unser Gesundheitssystem“. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard, PDL
Das Gesundheitswesen droht nicht nur zu kollabieren, es kollabiert längst an vielen unterschiedlichen Stellen. Doktern und flickschustern die Regierenden weiter so herum, werden die Nebenwirkungen nicht nur zu enormen Vertrauensverlust führen, sondern immer öfter tödlich verlaufen.
Man weiß das und auch woran das liegt: An unzureichenden Mitteln für die Ausstattung der Krankenhäuser mit Personal und gutem Arbeitsmaterial, mangelhafter Ausbildung des Ärztliches- und Pflegepersonals, mit permanenter Überforderung aufgrund erhöhter Arbeitsverdichtung. Man weiß das schon lange und auch dies: Geld, das dort gekürzt wird, scheint an bellizistischer Stelle schier unbegrenzt zur Verfügung zu stehen. Die Gegenüberstellung ist simpel, entspricht aber einer Wahrheit.
In diesem Zusammenhang muss auch der erneute Skandal in der Gesundheit Nord, im Klinikum Bremen-Mitte, gesehen werden, wo es seit Februar d. J. zu einer Serie von Fehldiagnosen bei Brustkrebspatientinnen gekommen ist. Patientinnen erhielten als Folge der falschen Befunde monatelang Chemo- und Antikörpertherapien, obwohl diese gar nicht notwendig gewesen wären oder wurden übertherapiert.
Behandlungen mit Chemotherapie können unter anderem eine Schädigung des Knochenmarks und dadurch eine Veränderung des Blutbildes, wodurch sich die Blutgerinnung verändert verursachen. Das heißt: Wunden bluten bei Verletzungen länger und stärker als normal und es kann zu plötzlichem Nasenbluten oder einer spontanen Bildung von blauen Flecken kommen. Behandlungen mit Chemotherapie schwächen u.a. das Immunsystem, verursachen starke Schmerzen, Haarausfall und Nervenschäden. Eine betroffene Patientin sagt: “Jeden Morgen wacht man auf und weiß nicht, was ist heute: Werde ich anfangen zu spucken, werde ich Durchfall haben, irgendwann war meine Stimme weg”.
Die Ursache für die Fehlerserie steht laut Geno mittlerweile so gut wie fest: Eine Ärztin in der Pathologie, die für die Bewertung der Gewebeproben verantwortlich ist, habe fehlerhaft gearbeitet. Ein halbes Jahr hatte niemand im Klinikum Mitte bemerkt, dass in der Pathologie dramatische Fehler passiert waren. Nun begann die Aufarbeitung. Über 500 Befunde der zuständigen Pathologin wurden überprüft. Ergebnis: Die Ärztin habe in 34 Fällen falsche Ergebnisse geliefert.
Die Frage die sich stellt: Warum wurden die Diagnosen der Ärztin in der Pathologie nicht vom zuständigen Oberarzt / Oberärztin überprüft. Indikationsstellung und Durchführung von komplexen Untersuchungen der Molekular- und Tumorpathologie und Anleitung von Assistenzärzten/innen sowie wissenschaftlichem Personal gehört doch zu deren Aufgabenbereich.
Gesundheitssenatorin Bernhard – Partei Die Linke, forderte “umfassende Aufklärung und Transparenz”. “Ich erwarte eine lückenlose, vollständige Aufklärung der jetzt in Rede stehenden Fälle, auch eine intensive Auseinandersetzung mit allen Abläufen und dies auf allen Ebenen”. Ja, jetzt wo der Skandal da, soll alles überprüft werden – und vorher, was wurde da überprüft oder an Unterstützung für die Kollegin angeboten, damit solche Fehler nicht entstehen?
Die Auguren, Adepten und Apologeten des Kapitals sagen, die Arbeitskosten sind zu hoch und müssen runter, der Sozialstaat ist zu üppig ausgestattet und muss zusammengekürzt werden, zum Beispiel im Gesundheitswesen. Umgekehrt kann es gar nicht genug für stählerne Totmacher etwa aus dem Hause Rheinmetall geben. Kasernen der Bundeswehr sollen mit Milliardenmitteln im Extratempo hochgezogen werden. Gibt es auch nur ansatzweise Vergleichbares im Gesundheitswesen, wo seit Jahren jährlich mehrere Krankenhäuser aus Kostengründen geschlossen werden, in Bremen aktuell das Klinikum Links der Weser? An den haushaltspolitischen Prioritäten eines Staates erkennt man seinen Charakter. Rettend kommt da aber ein „linker Sozialdemokrat“ namens Nelson Janßen daher und verharmlost: „Die Geno muss ernsthaft Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass das Vertrauen in unser Frühwarnsystem und Behandlungssystem für Brustkrebs wieder hergestellt wird.“ Und sein CDU-Kollege Bensch macht es ihm gleich, indem er dasselbe sagt: “Ohne Vertrauen funktioniert kein Gesundheitswesen”. Was aber völliger Blödsinn ist, denn die Menschen haben kein anderes Gesundheitswesen zur Auswahl. Es gibt nur dieses eine Gesundheitswesen und das wird immer mangelhafter – aber nur für die werktätige Bevölkerung.
Dieser Teufelskreis kann nur durch grundlegende Veränderungen, durch Veränderungen der Eigentums- und Produktionsverhältnisse im Wirtschaftssystem durchbrochen werden. Das Gegenmodell zum krisenhaften und bellizistischen Kapitalismus sind gesellschaftliche Planung und gesellschaftliches Eigentum. Das Gegenmodell ist der Sozialismus, wo mit der Profitlogik gebrochen ist, wo den Menschen Arbeit, Bildung, anspruchsvolle Kultur, bezahlbare Wohnungen und ein bezahlbares Gesundheitswesen garantiert wird und von dessen Boden kein Krieg ausgeht.
Die Lösung von diesem Problem, ist für einige, aber nur für sehr wenige, nicht angenehm!
